Jahrelang war man sehr schnell bereit, Igeln zu helfen, die nicht rechtzeitig in den Winterschlaf fielen. Heute wissen wir, dass nicht jeder Igel unsere Hilfe braucht. Steht man vor der Entscheidung, dann sollte man sich folgende Fragen beantworten:
1. Ist der Igel krank?
Kranke Igel erkennt man meist daran, dass sie tagsüber herumlaufen oder liegen, apathisch sind, sich kaum einrollen und mager sind. Auf geschwächten Tieren sitzen in der warmen Jahreszeit meist Schmeißfliegen, um dort ihre Eier abzulegen.
2. Ist der Igel verletzt?
Oft deuten schon Fundort und -umstände (Straße/Bauarbeiten usw.) auf mögliche Verletzungen hin. Tiere, die womöglich oft tagelang in Lichtschächten oder Gruben ohne Wasser und Futter ausharren mussten, brauchen natürlich unsere Hilfe.
3. Verwaiste Igelsäuglinge
Igeljunge, die sich tagsüber außerhalb ihres Nestes befinden und noch geschlossene Augen haben, sind meist mutterlos. Man sollte im Zweifelsfall das Nest eine Weile beobachten. Viele Igel werden zu spät geboren.
4. Allgemeine Verfassung
Das Körpergewicht allein ist allerdings kein Maßstab. Darüber hinaus muss auch die geographische Lage, die jeweiligen Witterungsbedingungen und die körperliche Konstitution betrachtet werden. Igel, die im November noch deutlich unter 500g wiegen, haben ohne Zufütterung kaum eine Chance, das nächste Frühjahr zu erleben. Vor allem Jungigel stöbern oft noch im November nach Essbarem, weil sie instinktiv wissen, dass sie den Winter nur mit einem guten Fettpolster überstehen können. Leider verbrauchen sie aber bei der Futtersuche mehr Energie, als sie mit der Nahrung aufnehmen aufgrund des schlechten Futterangebotes in dieser Jahreszeit.
Igel im Winter
Igel, die nach Wintereinbruch oder geschlossener Schneedecke herumlaufen, brauchen unsere Hilfe. Es sind entweder kranke oder schwache Alttiere oder aber - was häufiger der Fall ist - Jungtiere, die sehr spät geboren worden und sich kein Fettpolster mehr anfressen konnten.
Igel, die nach gewissenhafter Prüfung der Aufnahmevoraussetzungen aus der Natur in die menschliche Pflege genommen werden, müssen eine optimale Versorgung erhalten. Alles andere kommt einem Todesurteil gleich.
Also, merken Sie sich die Stelle, wo sie ihn gefunden haben, denn Sie müssen das Tier im darauffolgenden Frühjahr dort wieder aussetzen. Igel gehören zu den besonders geschützten Arten und es ist strengstens verboten, diese Tiere aus der Natur zu nehmen. Nach § 43(6) Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ist es allerdings zulässig, kranke oder verletzte Tiere vorläufig auszunehmen, um sie gesund zu pflegen.
Igel aufgenommen - was nun?
Für die Erstversorgung des Tieres wird ein Ei zerquirlt, das man mit wenig Fett und ohne jegliche Gewürze (auch kein Salz!) in der Pfanne stocken lässt. Zum Trinken erhält der Igel ein Schüsselchen mit Wasser, NIEMALS Milch. Schwachen Tieren und Igelsäuglingen wird mittels einer Einwegspritze (natürlich ohne Nadel) etwas Fencheltee eingeflößt.
Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit, das Tier muss täglich gefüttert werden, das Schlafhaus muss kontrolliert und ggf. gesäubert werden.
Wildlebende Igel sind beinahe ohne Ausnahme von Parasiten befallen. Daher müssen sie, bevor sie endgültig in ihre Unterkunft gesetzt werden, äußerlich von Zecken, Flöhen, Fliegeneiern und -maden und gelegentlich auch von Milben befreit werden. Der Tierarzt hilft.
Als Nahrung eignen sich Katzen- und Hundedosennahrung, Rinderhack, gekochtes Geflügelfleisch und Rührei. In Spezialläden ist auch entsprechendes Igelfutter zu haben. Hühnerflügel oder -hälse dienen zur Zahnpflege.
Man muss aber auch einem aufgenommenen Igel bei häuslicher Überwinterung Gelegenheit zum Winterschlaf geben.
Für den Winterschlaf ist ein kalter Raum, dessen Temperatur nicht über 6 Grad Celsius liegen darf, erforderlich. Andernfalls würde der Igel in einen kräftezehrenden Dämmerschlaf fallen. Die Umgebungstemperatur kann der Außentempertur entsprechen, wenn ein Schlafhäuschen mit wärmedämmenden Nestmaterial und doppelten Wänden zur Verfügung steht, dass eine zu starke Auskühlung des Tieres verhindert.
Als geeignetes Schlafhäuschen bietet sich eine Kiste von der Größe 30x30x30cm an mit einem Schlupfloch von 12x12cm. Wichtig ist auch drinnen eine wärmeisolierende Unterlage und wärmedämmendes Nistmaterial wie zerknülltes Zeitungspapier oder Stroh. Styropor, Plastik und Sägespäne verschluckt der Igel leicht, sie sind dehalb nicht geeignet. Das Schlafhaus und der Auslauf werden mit Zeitungspapier ausgelegt. Solange der Igel noch aktiv ist, müssen sie täglich gereinigt werden.
Während des Winterschlafs sollte als Notration stets frisches Trinkwasser, aber auch etwas Igeltrockenfutter oder Welpentrockennahrung für den Fall zur Verfügung stehen, dass der Igel aufwacht und hungrig ist. Auch ein schlafender Igel muss täglich kontrolliert werden.
Beendigung des Winterschlafs und Aussetzen
Nach dem Aufwachen aus dem Winterschlaf (meist Ende März bis Mitte April) darf der Igel nicht gleich ausgesetzt werden. Er hat stark an Gewicht verloren und seine Muskeln sind noch nicht wieder aufgebaut, sodass er längere Beutezüge noch nicht durchstehen kann. Es ist jetzt an der Zeit, ein Freigehege zu bauen. Hier kann er sich einerseits mehr bewegen, andererseits, außer dem Futter im Napf, auch anderes finden.
Das Gehege sollte mindestens 4 qm groß sein, aus feinmaschigem, 70cm hohem Drahtgeflecht bestehen, was unten ca. 15cm in die Erde gegraben wird.
Im Gehege wird solange gefüttert, bis der Igel mindestens so viel wiegt, wie vor dem Winterschlaf. Die Zeit zum Aussetzen ist gekommen, wenn im Frühjahr Sträucher und Hecken ergrünen und der Igel wieder seine Nahrungstiere finden kann (etwa Ende April bis Mitte Mai).
Der Aussetzungsort sollte möglichst mit dem Ort identisch sein, wo er im Herbst gefunden wurde.
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